Mittwoch, 7. Dezember 2011

Erstis in Verzweiflung :)

Hallo ihr Lieben!

Ich bin in letzter Zeit so "viel" am schreiben... woran das wohl liegen mag?
Genau! Die kleine Betty ist inzwischen zwar nicht gewachsen, aber zumindest größer geworden. Sie ist aus ihrer Heimat losgezogen in die große Stadt und hat sich da ein neues Zu Hause gesucht. Einfach so. Sie hat es sogar an eine renommierte Universität geschafft, trotz akuter Abi-Faulheit. Und sie studiert ein Fach, das wenn sie es schafft ihr ein gutes Auskommen sichern wird. "Am Ende", erinnert ihr euch?

Und jetzt grade sitzt sie im Mensa Cafe mit einem Haufen Kommilitonen (auch wenn sie das Wort noch nicht richtig schreiben kann ^^) und ist eigentlich am lernen. Gut, jetzt grade nicht, weil sie ja an ihrem Blog werkelt, aber eigentlich schon. Sie probiert nämlich grade nur ein bisschen html aus... ^^

Aber kommen wir zum eigentlichen Thema meines Textes - die armen, armen Erstis.

Denn wenn ich mich hier schuften sehe, obwohl ich viel lieber meine neue Freiheit genießen würde, dann weiß ich, dass der Bachelor daran Schuld ist. Wir müssen ackern, wir müssen Angst-Bewältigungs-Kurse machen, wir müssen Prüfungen vorbereiten und ablegen (warum ich schon in der Mitte des Semesters davon anfange? Bei uns gibts Mid-Term-Vorlesungen - die haben schon im Dezember die Klausur) im Klartext heißt es, wir reißen uns den Hintern auf, um halbwegs anständige Noten zu produzieren. Genau wie früher in der Schule.
Genau?
Nicht ganz. Nicht nur, dass wir viel mehr lernen müssen als früher, jetzt sollen wir auch noch plötzlich unser Leben ganz allein auf die Reihe kriegen. Denn die Wäsche wäscht sich nicht von allein, in der Mensa essen ist nicht immer sättigend und ab und an, will man vielleicht auch einfach ein Brot essen. Das muss man vorher aber im Supermarkt oder beim Bäcker gekauft haben.
Wie schrecklich viel Arbeit! Die armen armen Erstis!

Aber halt - jeder der über überfüllte Stundenpläne klagt, vergisst eine Kleinigkeit: wir haben uns diesen ganzen Scheiß selber ausgesucht. Von Anfang bis Ende, von der Wohnung weit weg von Mama (die dann leider nicht mehr wäscht und putzt und kocht und einkauft) und dem Studienfach das viel verlangt, aber auch viel gibt. Denn ohne Anstrengung, wäre unser Studium doch schrecklich langweilig. Ohne Herausforderung - was sollten wir studieren? Denn wenn wir nichts neues lernen würden, dann wären wir Fehl am Ort.
Und natürlich ist es besonders hart für die, die neben dem Studium noch arbeiten, die jemanden Versorgen oder einfach nicht so viel Zeit investieren können. Der Bachelor macht das nicht einfacher. Nur vergesst ihr alle einen wichtigen Punkt, die ihr klagt, jammert und auf Streiks eure Zeit verplempert.
Es ist deine Wahl. Alles. Entscheide selbst, ob du eine Weile länger studierst, dafür aber nicht am Stress stirbst. Oder ob du die Zeit, die ein normaler Mensch mit jammern verbringt lieber mit etwas sinnvollem füllst, ob jetzt lernen oder Freizeit sei einmal dahingestellt.
Jeder der ein Studium beginnt hat einen Traum, den Traum von einer tollen Zeit, mit aufgeschlossenen Menschen, interessanten Diskussionen bis tief in die Nacht und der Chance etwas neues zu lernen. Und wenn man sich an einem Morgen, an dem man nur drei Stunden geschlafen hat, müde in die Mathevorlesung schleppt und sich fragt, warum man das alles tut, dann gibt es nur eine Antwort. Weil man trotzdem eine tolle Zeit hat. Trotz Zeitdruck, Geldnot und Studentenschwämme.

Ich lebe in eine 5er WG, mit vier sehr ausgefallen Charakteren, aber sie sind mir alle ans Herz gewachsen. Ich habe tolle Kommilitonen mit denen ich enge Freundschaften knüpfen kann, auch wenn die ersten Verluste bereits am Horizont erkennbar sind.  Ich betrinke mich gefühlt jeden zweiten Abend, (nicht weil ich mein Leben sonst nicht aushalte, sondern weil ichs kann :P) und es gibt niemanden der mir sagt wann ich aufzustehen oder schlafen zu gehen habe. Und hey - ich bin so ausgeglichen wie selten zuvor in meinem Leben, weil ich einfach alles selbst entscheiden kann. Und allein schon für diesen Lebensstiel lohnt es sich, fort zu gehen aus dem Hotel Mama, weil man sonst niemals wirklich erwachsen wird.

Also sage ich: ihr lieben Erstis. Denkt nicht an all den Stress, den Druck und das ganze schlechte, für das es sich vielleicht wirklich lohnt auf die Straße zu gehen und zu protestieren. Denkt an die Menschen, die Erfahrungen die ihr finden könnt wenn ihr ein neues Leben anfangt. Ganz woanders, mit ganz neuen Menschen. Einfach weil man nur sehr selten im Leben die Chance hat, unvoreingenommenen neu anzufangen. Und das allein, ist ein sehr sehr großer Schatz. :)


Kekse!

lg, Betty